Die Energiefrage

EnergiefrageNeben vielen gestalterischen Fragen gibt es bei unserem «Projekt Haus» ein sehr zentrales Thema, das ja momentan nicht nur uns, sondern mindestens die ganze Nation bewegt: die Energiefrage.

Übertragen auf unser Haus Projekt also die Frage, welche Technik für Heizung und Warmwasserbereitung zum Einsatz kommen soll. Wenn man das ganze unter dem Begriff «Anlagentechnik» subsummiert, stellt dies eine der größten Einzelinvestitionen dar. Ausserdem ist die Tragweite der Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes System beträchtlich und auch nicht ohne Weiteres zu revidieren.

Ausgangsbasis
Wenn es um das Thema Energie im Haus geht ist das «A&O» eine vernünftige Dämmung. Was man hier versäumt läßt sich nur schwer bzw. sehr teuer mit entsprechender Anlagentechnik erkaufen. Daher ist der Plan, auf jeden Fall ein «Effizienzhaus 70» (EnEV 2009) zu bauen, d.h. gegenüber dem Standardhaus nach gültiger Energieeinsparverordnung muss der Primärenergiebedarf  ≦70% des zulässigen Höchstwertes sein. Was bedeutet das in der Praxis? Während ein Haus, das in den 70er Jahren gebaut wurde etwa 250-300kWh/m2·a Heizwärmebedarf hatte, liegt der maximal zulässige Wert eines Effizienzhaus 70 nach EnEV 2009 bei unter 50kWh/m2·a. Damit benötigt ein Haus mit 140m2 Wohnfläche anstatt 3.500l nur noch 700l Heizöl pro Jahr.

Welche Heizung?
Unser Favorit ist eigentlich eine Wasser/Wasser Wärmepumpe. Diese Variante bietet sich an, weil der Grundwasserspiegel bei unserem Grundstück nur knapp 4m unter der Oberfläche liegt und damit relativ günstig als Wärmequelle angezapft werden kann. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass eine Luftwärmepumpe nicht in Frage kommt, weil die Effizienz m.E. zu gering ist, eine Sole/Wasser WP mit Tiefenbohrung ist wegen der wasserführenden Schicht nicht zulässig und für einen Erdkollektor haben wir nicht genug Fläche zur Verfügung.
Ergänzen könnte man die WP noch mit einem Solarthermie-Modul auf dem Dach, das im Sommer für Warmwasser sorgt und die WP praktisch gar nicht gebraucht wird. Ausserdem könnte man noch einen wasserführenden Kaminofen dazubauen, der im Winter mittels Wärmetauscher die Heizung unterstützt.
Die Alternative zur Wärmepumpe wäre eine konventionelle Gas-Brennwerttherme, bei der die Installation einer Solarthermie-Unterstützung allerdings nicht optional sondern mittlerweile vorgeschrieben ist (EnEV).

Pro & Contra
Über allem steht die Frage, ob die Installation einer relativ komplexen Wärmepumpenanlage für ein 140m2 Haus nicht einfach «overengineered» ist. Aufgrund der sehr guten Wärmedämmung ist der Heizenergiebedarf so gering, dass sich die Frage stellt, ob sich der (Mehr)Aufwand lohnt oder das Budget nicht anderweitig sinnvoll eingesetzt werden kann. Auch sind die Praxiserfahrungen noch relativ überschaubar. Der Charme liegt für mich v.a. in der Unabhängigkeit von (fossilen) Energieträgern. Eine Wärmepumpe kann man zudem auch zur Kühlung einsetzen. Wie sinnvoll es ist, letztlich mit Strom zu heizen ist eine weitere Frage, die man sich beantworten muss. Das Gesamtsystem müßte schon eine Jahresarbeitszahl (JAZ) > 4 erreichen, d.h. je Einheit Strom bekommt man 4 Einheiten Heizenergie. Wärmepumpen mit einer JAZ < 2,75 verbrauchen mehr Primärenergie pro Wärmeeinheit als eine direkte Beheizung über eine Feuerung.
Gasanschluß oder doch Brunnen bohren – am Ende wird es wahrscheinlich eine «Glaubensfrage» werden. Wir sind dankbar für Tipps, gerade was Hersteller und Heizungsbaufirmen im Umkreis München betrifft, die Erfahrungen bei der Installation von Grundwasser-Wärmepumpen haben.

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