Es grünt so grün?

Ein paar Gedanken zum Thema Gartenbewässerung

Über Sinn und Unsinn einer (automatischen) Gartenbewässerung lässt sich sicherlich streiten. So war ich stets der Meinung, dass eine zusätzliche Bewässerung in unseren Breiten komplett überflüssig ist. Schließlich gibt es kaum längere Trockenperioden, ein Atlantik-Tief folgt dem anderen und bringt uns regelmäßig und ausreichend Niederschlag – zumindest hier in Oberbayern.

Nicht, dass ich nun komplett anderer Meinung wäre. Allerdings hat ein frisch angelegter Garten andere Anforderungen als ein eingewachsener. Ein weiterer noch viel entscheidenderer Faktor sind die Bodenverhältnisse. Während der Untergrund im Garten meines Elternhauses, das sich nur 20km nordwestlich von uns befindet einfach nur aus Lehm bestand, leben wir hier in der Münchner Schotterebene. Ein eklatanter Unterschied! Im ersten Fall hatten wir Drainagen gelegt um Staunässe zu vermeiden und das Wasser abzutransportieren. Ein solches Problem gibt es auf Kies logischerweise nicht; im Gegenteil: selbst nach sintflutartigen Regenfällen sickert das Niederschlagswasser in „Nullkommanix“ weg. Die 30-40cm aufgeschüttete Humusschicht hat natürlich ein gewisses Speichervermögen, aber das hat Grenzen. Hinzu kommen Sonderfaktoren, wie etwa das Angrenzen an einen gepflasterten Gehsteig, der im Sommer wie eine Speicherheizung wirkt. Und dann wäre da noch das Thema Komfort.

Es grünt so grün…
Üppiges grün – auch ohne zusätzliche Wassergabe
Das Aha-Erlebnis, welches mich meine Meinung zum Thema Bewässerung in Teilen revidieren ließ, hatte ich nach der Rückkehr aus unserem Sommerurlaub Ende August 2015: der Rasen bis auf ein paar Unkräuter größtenteils vertrocknet und die im November des Vorjahres angelegte Rotbuchenhecke hatte sich offensichtlich bereits vorzeitig in den Herbst verabschiedet. Grünes Laub Fehlanzeige. Schöne Bescherung!

Während sich so ein Rasen relativ schnell wieder erholt hatte die Hecke praktisch die erste Vegetationsperiode verschlafen und startete im Frühjahr 2016 quasi von Null. Zwar war keine der Pflanzen eingegangen, aber sie waren auch nicht wirklich gut angewachsen und konnten entsprechend nicht strotzend vor Kraft neu austreiben. Großes Drama, denn eigentlich hatte ich mich auf bis zu 40cm Zuwachs pro Jahr und dichtes Laub, das auch im Winter hängenbleibt eingestellt. Sichtschutz war nicht und ist nach wie vor nicht 🙁 Gut Ding brauch bekanntlich Weile — und im Falle der Rotbuche auch noch Wasser. Zumindest in den ersten Jahren, bis sie genügend Wurzeln ausgebildet hat. Nun, aus Fehlern wird man klug – idealerweise 😉 .
Und weil ich weder Zeit noch Lust habe die Sommerabende mit dem Gartenschlauch in der Hand zu verbringen oder während eventueller Abwesenheiten die Nachbarn zu bemühen musste eine andere Lösung her.

Wasser marsch!

Natürlich gibt es auch beim Thema Gartenbewässerung unterschiedlichste Möglichkeiten und zahlreiche Lösungs-Anbieter. Für ein Gemüsebeet oder einen Weinberg sehen die Anforderung gänzlich anders aus als für unsere paar Meter Hecke und eine kleine Rasenfläche. Die wie ich finde eleganteste Lösung sind sog. Versenkregner. Diese verschwinden im Boden und fahren nur bei anliegendem Wasserdruck aus. Ihr Einsatz bietet sich in erster Linie für die Flächenbewässerung – sprich den Rasen an. Damit das auch funktioniert wird ein bestimmter Wasserdruck und v.a. eine bestimmte Wassermenge benötigt. Man muss im Vorfeld berechnen, wie viele Regner von der Quelle — in unserem Fall ein einfacher Außenwasserhahn — gespeist werden können. Was die Quelle hergibt kann man ganz einfach testen: Man nehme einen 10 Liter Eimer und stoppe die Zeit, die benötigt wird um diesen bei voll aufgedrehter Quelle zu befüllen. In meinem Fall waren es knapp 25 Sekunden. Demnach schafft unser Hahn etwa 1.440 Liter pro Stunde. Klingt erstmal viel, ist es aber nicht wenn man bedenkt wie viel ein Regner je nach Düse benötigt (vgl. Abbildung unten).

Leistungsdatentabelle Rain Bird Van (Auszug)
Leistungsdatentabelle Rainbird Van-Reihe. Für vollständige Tabelle bitte anklicken
(Quelle: https://www.rainbird.de)

Für eine Hecke ist diese Art der Bewässerung eher ungeeignet, weshalb hier bei uns ein Tropfschlauchsystem zum Einsatz kommt. Das Prinzip ist einfach: ein langer Schlauch, der in gewissen Abständen Löcher hat, durch die Wasser tropft. Dementsprechend einfach ist auch die Installation, denn der Schlauch kann sowohl unter- als auch überirdischverlegt werden. Ich habe ihn einfach in die Mulchschicht gelegt und mit Schlauchhaken befestig. Damit ist er fast unsichtbar, wenn nicht mal wieder die Amseln den ganzen Mulch rauswerfen 😀 . Im Gegensetz zu den Versenkregnern limitiert beim Tropfrohr der anliegende Wasserdruck die maximal verlegbare Länge. Für unsere nur knapp 20m war das aber unerheblich; weil an der Quelle 4bar anliegen musste sogar ein Druckminderer verbaut werden.

Planung und Ausführung

Für die Planung von Gartenbewässerung bieten sowohl die Hersteller als auch der ein oder andere Shop kleine Programme oder Unterlagen an.

Eine einfache Lösung, die man ohne weiteres selbst verlegen kann ist für wenige hundert Euro Materialkosten zu machen. In unserem Fall konnte ich auf komplizierte Steuerungen und Magnetventile verzichten, denn die zur Verfügung stehende Wassermenge reicht für vier Versenkregner. Die Tropfbewässerung für die Hecke habe ich in einem separaten Kreis verlegt. Anstatt komplizierter Steuerung habe ich den vorhandenen Außenhahn durch eine Zapfstelle mit zwei Auslässen getauscht und an einen der Auslässe wiederum einen Zweiwegeverteiler montiert. Daran jeweils eine relativ simple Zeitschaltuhr — das war’s.

Bewässerung - Zubehör
Anordnung der Zubehörteile – von der Wassersteckdose bis zum Tropfrohr-Anschluss

Die meiste Arbeit macht das Verbuddeln der PE-Rohre für die Zuleitungen. Ich habe 25mm Durchmesser gewählt. So einfach wie manchmal geschrieben wird ist das Verlegen allerdings nicht: das Zeug ist ziemlich starr und wird in Rollen geliefert, entsprechend spaßig ist es wenn sie in gerade Gräben oder um rechtwinklige Ecken verlegt werden sollen. Immerhin sind die Rohre frostunempfindlich, d.h. sie müssen im Winter nicht (vollständig) entleert und nicht mit Gefälle verlegt werden. Daher genügt ein relativ schmaler, und auch nicht besonders tiefer Graben. Aber auch bei einem kleinen Garten kommen viele Rohrmeter zusammen. Neben dem PE-Rohr braucht man für die Anschlüsse, Abzweigungen usw. passende Fittings. Wir haben bei uns im Garten Regner der Firma Rain Bird im Einsatz. Bevor alles eingegraben wird sollte man die komplette Bewässerung verschrauben und testen. Nur wenn alles dicht ist und der Funktionstest erfolgreich war kann tiefergelegt werden. Auf Filter oder Wasseraufbereitung jeglicher Art habe ich bisher verzichtet. Wenn eine der Düsen verkalkt kommt eben eine neue rein. Bei Kosten von unter 2,00 EUR ist das sicherlich wirtschaftlicher.

Funktionstest Versenkregner

Und in der Praxis?

Die Bewässerung bringt in erster Linie einen erheblich Komfortgewinn und eine gewisse Unabhängigkeit, wenn man häufiger unterwegs ist. Bisher habe ich keine der Zeitschaltuhren so programmiert, dass mehrmals die Woche automatische Bewässerungsprogramme laufen. Es war aufgrund der Wetterverhältnisse schlicht nicht notwendig. Meistens habe ich die Bewässerung manuell gestartet. Die Tropfbewässerung kam deutlich häufiger zum Einsatz als die Versenkregner für den Rasen.
Aufwand und Nutzen stehen für mich in einem vernünftigen Verhältnis. Eine ausgeklügelte, komplexe Bewässerungsanlage für teures Geld halte ich nach wie vor für überflüssig — zumindest bei unseren derzeitigen klimatischen Verhältnissen hier. Und wenn man bei der Wahl der Pflanzen in erster Linie auf einheimische Gewächse zurückgreift, die mit den hiesigen Bedingungen zurechtkommen kann man zusätzliche Wassergaben i.d.R. vermeiden.

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